- Bericht aus der Saarbrücker Zeitung vom 5. Dezember 2019 von Bernd Hussong -
Mit selbst gemachten Seifen und vielem anderem mehr präsentierten Schüler und Schülerinnen des Technisch-gewerblichen und Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums ihr Können. Das große
Neunkircher Berufsbildungszentrum zeigte die Vielfalt der beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten. Bereits im Eingangsbereich des sozialpflegerischen Standortes in der Parkstraße wurden die
zahlreichen Besucher mit weihnachtlichen Klängen und festlich geschmückten Ständen des Weihnachtsbasars begrüßt.
Giorgia Lambardo, Samantha Biehl und Abdul Alrhman vertraten hier das Berufsgrundbildungsjahr Körperpflege mit dem Verkauf von wohlduftenden und künstlerisch gestalteten Seifen. Der geflohene
Syrer Abdul hat in nur einem Jahr am TGS BBZ große Fortschritte in der deutschen Sprache gemacht. Er ist ein Leistungsträger seiner Klasse und möchte nach diesem Schuljahr eine Ausbildung zum
Friseur aufnehmen. Giorgia erlernt im BGJ die Grundlagen für ihren Traumberuf, Kosmetikerin. Samantha möchte gerne Lehrerin werden und deshalb im Berufsbildungszentrum die notwendigen
Schulabschlüsse machen. Dazu wird sie im nächsten Schuljahr in der neuen Berufsfachschule Gesundheit und Soziales ihren Mittleren Bildungsabschluss anstreben. Wenn dies gelungen ist, führt
sie die Fachoberschule zu Abitur und Studienberechtigung.
Neben der Körperpflege präsentierten alle Fachbereiche des Neunkircher Berufsbildungszentrums ihr Können. Holztechnik, Elektrotechnik und Metalltechnik verkauften weihnachtliche Kunstwerke.
Die Berufsfachschule Technik druckte selbst konstruierte Werkstücke mit einem 3D-Drucker. In Klassensälen wurden Unterrichtsthemen zu Nahrung, Pflege , Gesundheit und vielem anderem mehr
vorgestellt. Weihnachtliche Düfte lockten die Besucher in die drei neuen Küchen des BBZ, in denen Waffeln, Plätzchen und weitere Köstlichkeiten angeboten wurden.
Ein Schwerpunkt des Infotages waren Vorträge zu den neuen Beruflichen Schulformen. Schulleiter Bernd Hussong informierte mit einer Bildungswegeberaterin über die Ausbildungsgänge im
kommenden Schuljahr. „Unser Ziel ist es, alle Schülerinnen und Schüler zu einem Berufsabschluss mit Ansehen und gutem Einkommen zu führen“, erklärte Hussong den interessierten
Erziehungsberechtigten. Die alten Schulformen Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr, Gewerbeschule und Sozialpflegeschule gibt es ab 2020 nicht mehr. Sie werden durch neue
Bildungsgänge ersetzt, die mit noch mehr Fördermöglichkeiten den Weg zu guten Schulabschlüssen ebnen.
Infos zu den neuen Schulformen und Anmeldung unter Telefon (06821) 9 23 50.
Auch dieses Jahr fand wieder ein Tag der offenen Tür am TGSBBZ Nk statt (02.02.2019).
Am Sozialpflegerischen Standort wurde die über die in beiden Standorten angebotenen Schulformen durch Schüler und Fachlehrer in Form von Informationsständen und praktischen Angeboten informiert.
Ebenso wurden auch die jeweiligen Schwerpunktfächer, d.h. Berufsbezogenen Profilfächer vorgestellt.
Viele Interessierte nutzten den Tag zur Information und Beratung oder zu Neuanmeldung.
Weitere Informationen finden Sie in diesem Artikel der
Saarbrücker Zeitung.
„Meine Kinder sind gerade in der Pause“, erklärt der bärtige Mann mit der französischen Bäckermütze. Noch ist die Lehrküche verwaist, aber gleich wird der Lehrer hier mit Schülern weiter Krapfen
backen. Im Raum gegenüber warten angehende Fachverkäufer hinter einer originalen Fleischtheke auf „Kundschaft“ für ihre Schnittchen. Die Jung-Metzger produzieren Frikadellen im Akkord und im Raum
A4 sezieren Fachoberschüler rosige Schweineherzen, während geschickte Hände im Stockwerk obendrüber Zöpfe flechten und Make-up auftragen. So lebensnah kann es an einem Tag der offenen Tür nur in
einem Berufsbildungszentrum zugehen. Und da das Neunkircher auf zwei Standorte verteilt ist, pendelte der neue Schulleiter Bernd Hussong am Samstag zwischen dem sozialpflegerischen Bereich in der
Parkstraße und dem technisch-gewerblichen im Jägermeisterpfad.
2000 junge Menschen werden aktuell am TGS BBZ unterrichtet, darunter auch Flüchtlinge, die in drei Willkommensklassen aufgenommen wurden. „Wir bieten Perspektiven“ lautete das Motto des Tages -
das zugleich die Maxime der vom Landkreis getragenen Mammut-Schule widerspiegelt.
Neben Berufsschule, Berufsfachschule und Fachoberschule werden das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) und das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) angeboten. Schulabgänger, die keine reguläre Lehrstelle
gefunden haben, können sich in diesem Jahr vor allem eines: orientieren. „Es gibt immer Jugendliche, die lieber in die Praxis gehen wollen“, erklärt Hussong. Für die sei man dank der Vielzahl an
Werkstätten und Küchen der richtige Ansprechpartner. Wichtig ist dem Schulleiter, dass auch Leistungsschwächere und Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten aufgefangen werden. „Wir haben ein neues,
in Konfrontationspädagogik geschultes Team.“ Statt Schüler bei auftauchenden Problemen „einfach rauszuschmeißen“, sucht man nach Gründen für das Verhalten und Lösungen. Unterstützend werden
Mediatoren ausgebildet, es gibt Nachhilfe von Schülern für Schüler.
Und dann ist da noch Nitro. Der weiße Terrier, am Jägermeisterpfad als Schulhund tätig, trägt nicht umsonst den Namen einer Verdünnung - Frauchen Birgit Hemmer unterrichtet die Maler und
Lackierer. „Mit Nitro ist die Klasse ruhiger, das Arbeiten fällt leichter“, berichtet Christian Jahn, Azubi im dritten Lehrjahr. Seine Arbeit gefällt ihm: „Immer neue Kunden und neue Locations,
immer wieder neue Aufgaben“ machen für den 23-Jährigen den Reiz dieses Berufes aus.
Ob Maler-, Holz- oder auch Metallwerkstatt, wo vier BGJler für den Spielplatz der Rothenberg Schule Dirmingen Bänke zusammenschweißten, überall durfte man reinschauen, anfassen, ausprobieren. Wem
das zu praktisch war, konnte sich mit Treppenberechnungen, Pumpenkennlinien oder einer kniffligen Belegungsanzeige für ein Parkhaus auseinander setzen. Besonders große Resonanz hatte der von
Naresh Schuler privat gebaute 3D-Drucker, mit dem kleine Schädel oder Einkaufschips in 0,1 Millimeter Schichten aufgebaut wurden.
Der Beruf des angehenden Elektrotechnikers ist zugleich sein Hobby: „Ich habe etwas gedanklich Anspruchsvolles gesucht, wo man auch mit den Händen arbeitet.“ Sein Fazit nach zweieinhalb
Lehrjahren: „Perfekt. Ich habe diese Entscheidung noch keinen Tag bereut.“
Bericht: Von Anja Kernig, 21. Februar 2017, Saarbrücker Zeitung